03/29/2023

Die Weißeritztalsperren

Die Wilde Weißeritz ent­springt am Erzgebirgskamm auf tsche­chi­schem Gebiet und durch­fließt erst ein­mal eine dünn besie­del­te Landschaft, bevor sie im engen Tal die Stadt Tharandt pas­siert, um sich in Freital mit der Roten Weißeritz zu ver­ei­ni­gen. Die Rote Weißeritz hat ihr Quellgebiet in der Nähe von Altenberg im Osterzgebirge, ihr Lauf führt an Dippoldiswalde vor­bei, durch den Rabenauer Grund und wei­ter nach Freital. Die nun ver­ei­nig­te Weißeritz mün­det in Dresden in die Elbe. Durch die Gründung der Weißeritztalsperren-Genossenschaft 1909 wur­de vor allen Dingen der Hochwasserschutz verbessert.

Die Gründung

Schon um 1864 rich­te­ten die Besitzer von Mühlen und Triebwerken in den Tälern der Weißeritz ein Gesuch an das könig­li­che Finanzministerium, in dem um die Errichtung von Sammelbecken zur Erhöhung der Niedrigwässer gebe­ten wur­de. Grund waren die vor­her­ge­hen­den, sehr tro­cke­nen Jahre. 1909 war es dann soweit, es wur­de die Weißeritztalsperren-Genossenschaft gegrün­det. Ich den­ke, die ver­hee­ren­den Hochwasser von 1897 haben doch sehr zu den­ken gege­ben. 
Das Mitgliederverzeichnis umfass­te 239 Zwangsmitglieder. Das waren die Anlieger, die aus den Bau der Talsperren einen Nutzen zogen. Dazu kamen 42 frei­wil­li­ge Mitglieder, das waren die Gemeinden an den bei­den Flüssen. Als Zweck wur­de der Bau und Betrieb von Talsperren im Gebiet der Roten- und Wilden Weißeritz defi­niert. Damit ver­bun­den auch die Unterhaltung der bei­den Flüsse bis zur Einmündung in die Elbe.

Die Gründer

Als Gründer der Genossenschaft gel­ten der Geh. Kommerzienrat Theodor Bienert (1857–1935), der Geh. Kommerzienrat Dietel und der Ingenieur Pleißner. Theodor Bienert war der ers­te Vorsitzende der Weißeritztalsperren-Gesellschaft. Er ent­stamm­te einer in Sachsen, beson­ders in Dresden-Plauen, sehr bekann­ten Unternehmerfamilie. Sein Vater, der Gründerzeitunternehmer Gottlieb Traugott Bienert (1813–1894), wird auch der säch­si­sche Rockefeller bezeich­net. Als er starb, war er nach dem König der reichs­te Mann in Sachsen. 

Die Baustellen

Als Baustellen für die ers­ten zwei Talsperren (anfangs waren noch fünf wei­te­re geplant) wur­den von der Wasserbaudirektion in Dresden Klingenberg an der Wilden Weißeritz und Malter an der Roten Weißeritz fest­ge­legt.
Die Grundsteinlegung bei­der Staumauern fand 1911 statt. Auch im Umfeld der Baustellen waren vie­le Einschnitte fäl­lig. So wur­den 45 Wohnstätten abge­ris­sen. 1913 bzw. 1914 waren die Bauarbeiten been­det, Gesamtkosten 12.803.493 Mark.
Zwischen 1928 und 1930 wur­den die bei­den Talsperren vom Freistaat Sachsen über­nom­men. Das Ende der Weißeritztalsperren-Genossenschaft war für mich nicht mehr recherchierbar.

Die Nutzung

Die Anforderungen aus der Satzung waren für die bei­den Talsperren sehr groß. Einmal war der Hochwasserschutz zu gewähr­leis­ten, also rela­tiv lee­re Becken. Dann die Niedrigwassererhöhung, also vol­le Becken. Natürlich wur­de das abflie­ßen­de Wasser auch zur Stromerzeugung genutzt. Die Kraftwerke Freital AG betrieb bei­de Wasserkraftwerke pacht­wei­se.
Die Talsperre Malter dien­te von Anfang an auch als Freizeitstätte, denn auf frü­hen Karten sind schon klei­ne Ausflugsschiffe zu sehen.

Trinkwasser für Dresden

Die Talsperre Klingenberg war von Anfang an als Trinkwassertalsperre aus­ge­legt. Die Bedeutung für die Trinkwasserversorgung Dresdens wuchs enorm. Die 1930 gegrün­de­te Dresdner Gas‑, Wasser- und Elektrizitätswerke AG (DREWAG) bau­te eine neue Trinkwasserleitung nach Dresden-Coschütz und über­nahm spä­ter die Wasserrechte an der Wilden Weißeritz.

Die Finanzierung

Für die Errichtung der bei­den Talsperren wur­den sei­tens der Sächsischen Staatsregierung die Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 10 Millionen Mark geneh­migt. Diese Anleihe wur­de 1909 unter Führung der Sächsischen Bank aus­ge­ge­ben, mit einer Verzinsung von 4 %.
Geblieben sind zur Freude der Sammler his­to­ri­scher Wertpapiere die nicht nur sel­te­nen, son­dern auch schö­nen Schuldscheine von 1909, gedruckt von Giesecke & Devrient aus Leipzig. Blickfang ist die Darstellung der Staumauer der Talsperre Klingenberg, die es 1909 noch gar nicht gab.

Die Talsperre Lehnmühle

Die Talsperre Lehnmühle wur­de 1931 fer­tig­ge­stellt. Sie staut die Wilde Weißeritz, schon bevor sie die Talsperre Klingenberg erreicht. Sie hat auch nichts mit der Weißeritztalsperrengesellschaft zu tun, denn die­se war 1931 wohl schon auf­ge­löst. Aufgabe der Talsperre war und ist der Hochwasserschutz und die Trinkwasserversorgung der Städte Dresden und Freital.

Ansichtskarte der Talsperre Lehnmühle an der Wilden Weißeritz, vor 1945, Ansicht der Staumauer
Talsperre Lehnmühle an der Wilden Weißeritz, vor 1945