Die Wilde Weißeritz entspringt am Erzgebirgskamm auf tschechischem Gebiet und durchfließt erst einmal eine dünn besiedelte Landschaft, bevor sie im engen Tal die Stadt Tharandt passiert, um sich in Freital mit der Roten Weißeritz zu vereinigen. Die Rote Weißeritz hat ihr Quellgebiet in der Nähe von Altenberg im Osterzgebirge, ihr Lauf führt an Dippoldiswalde vorbei, durch den Rabenauer Grund und weiter nach Freital. Die nun vereinigte Weißeritz mündet in Dresden in die Elbe. Durch die Gründung der Weißeritztalsperren-Genossenschaft 1909 wurde vor allen Dingen der Hochwasserschutz verbessert.
Die Gründung
Schon um 1864 richteten die Besitzer von Mühlen und Triebwerken in den Tälern der Weißeritz ein Gesuch an das königliche Finanzministerium, in dem um die Errichtung von Sammelbecken zur Erhöhung der Niedrigwässer gebeten wurde. Grund waren die vorhergehenden, sehr trockenen Jahre. 1909 war es dann soweit, es wurde die Weißeritztalsperren-Genossenschaft gegründet. Ich denke, die verheerenden Hochwasser von 1897 haben doch sehr zu denken gegeben.
Das Mitgliederverzeichnis umfasste 239 Zwangsmitglieder. Das waren die Anlieger, die aus den Bau der Talsperren einen Nutzen zogen. Dazu kamen 42 freiwillige Mitglieder, das waren die Gemeinden an den beiden Flüssen. Als Zweck wurde der Bau und Betrieb von Talsperren im Gebiet der Roten- und Wilden Weißeritz definiert. Damit verbunden auch die Unterhaltung der beiden Flüsse bis zur Einmündung in die Elbe.
Die Gründer
Als Gründer der Genossenschaft gelten der Geh. Kommerzienrat Theodor Bienert (1857–1935), der Geh. Kommerzienrat Dietel und der Ingenieur Pleißner. Theodor Bienert war der erste Vorsitzende der Weißeritztalsperren-Gesellschaft. Er entstammte einer in Sachsen, besonders in Dresden-Plauen, sehr bekannten Unternehmerfamilie. Sein Vater, der Gründerzeitunternehmer Gottlieb Traugott Bienert (1813–1894), wird auch der sächsische Rockefeller bezeichnet. Als er starb, war er nach dem König der reichste Mann in Sachsen.
Die Baustellen
Als Baustellen für die ersten zwei Talsperren (anfangs waren noch fünf weitere geplant) wurden von der Wasserbaudirektion in Dresden Klingenberg an der Wilden Weißeritz und Malter an der Roten Weißeritz festgelegt.
Die Grundsteinlegung beider Staumauern fand 1911 statt. Auch im Umfeld der Baustellen waren viele Einschnitte fällig. So wurden 45 Wohnstätten abgerissen. 1913 bzw. 1914 waren die Bauarbeiten beendet, Gesamtkosten 12.803.493 Mark.
Zwischen 1928 und 1930 wurden die beiden Talsperren vom Freistaat Sachsen übernommen. Das Ende der Weißeritztalsperren-Genossenschaft war für mich nicht mehr recherchierbar.
Die Nutzung
Die Anforderungen aus der Satzung waren für die beiden Talsperren sehr groß. Einmal war der Hochwasserschutz zu gewährleisten, also relativ leere Becken. Dann die Niedrigwassererhöhung, also volle Becken. Natürlich wurde das abfließende Wasser auch zur Stromerzeugung genutzt. Die Kraftwerke Freital AG betrieb beide Wasserkraftwerke pachtweise.
Die Talsperre Malter diente von Anfang an auch als Freizeitstätte, denn auf frühen Karten sind schon kleine Ausflugsschiffe zu sehen.
Trinkwasser für Dresden
Die Talsperre Klingenberg war von Anfang an als Trinkwassertalsperre ausgelegt. Die Bedeutung für die Trinkwasserversorgung Dresdens wuchs enorm. Die 1930 gegründete Dresdner Gas‑, Wasser- und Elektrizitätswerke AG (DREWAG) baute eine neue Trinkwasserleitung nach Dresden-Coschütz und übernahm später die Wasserrechte an der Wilden Weißeritz.
Die Finanzierung
Für die Errichtung der beiden Talsperren wurden seitens der Sächsischen Staatsregierung die Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 10 Millionen Mark genehmigt. Diese Anleihe wurde 1909 unter Führung der Sächsischen Bank ausgegeben, mit einer Verzinsung von 4 %.
Geblieben sind zur Freude der Sammler historischer Wertpapiere die nicht nur seltenen, sondern auch schönen Schuldscheine von 1909, gedruckt von Giesecke & Devrient aus Leipzig. Blickfang ist die Darstellung der Staumauer der Talsperre Klingenberg, die es 1909 noch gar nicht gab.
Die Talsperre Lehnmühle
Die Talsperre Lehnmühle wurde 1931 fertiggestellt. Sie staut die Wilde Weißeritz, schon bevor sie die Talsperre Klingenberg erreicht. Sie hat auch nichts mit der Weißeritztalsperrengesellschaft zu tun, denn diese war 1931 wohl schon aufgelöst. Aufgabe der Talsperre war und ist der Hochwasserschutz und die Trinkwasserversorgung der Städte Dresden und Freital.
